Besondere Fürsorge für besondere Patienten...

Zu früh geboren! Was heißt das?

Als Frühgeborenes wird jedes lebend geborene Kind bezeichnet, das vor Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche geboren wird. Frühgeburtlichkeit wird durch vielfältige Ursachen bei Mutter und/oder Kind ausgelöst, z.B. Infektionen, Plazentainsuffizienz, EPH-Gestose; häufig bleibt die Ursache jedoch ungeklärt.

Frühgeborenheit geht mit vielerlei Problemen einher, die sich als Anpassungsschwierigkeiten an das Leben außerhalb der Gebärmutter ergeben. Hierfür ist vor allem die Unreife der Organsysteme verantwortlich.

 

Probleme eines Frühgeborenen

 

Wärmeregulation

Frühgeborene brauchen viel Wärme, um sich wohl zu fühlen. Sie haben nur wenig Unterhautfettgewebe und neigen dazu, ihre Körperwärme nicht halten zu können. Aus diesem Grund ist die Raumtemperatur auf unserer Frühgeborenenstation angehoben. Bei kleinen Frühgeborenen werden zusätzlich Inkubatoren ("Brutkästen") eingesetzt. Zur Kontrolle messen wir regelmäßig die Körpertemperatur.


Atmung

Durch die Umstellung zur selbständigen Atmung, sind bei fast allen Frühchen Atemstörungen zu erwarten. Diese machen sich unter anderem durch Atempausen bemerkbar, daher ist häufig eine Monitorüberwachung erforderlich. Einige Kinder benötigen wegen der Lungenunreife noch eine zusätzliche Anreicherung der Atemluft mit Sauerstoff. Ist dies noch nicht ausreichend, bekommt Ihr Kind eine Atemunterstützung durch ein Beatmungsgerät.


Ernährung

Ein wichtiges Ziel ist das Gedeihen, welches sich an der Gewichtszunahme des Kindes messen lässt. Im Idealfall erfolgt diese so schnell wie im Mutterleib. Doch bevor Ihr Kind zunimmt, verliert es in den ersten Tagen ca. 5-10 % seines Körpergewichtes. Danach nimmt es langsam wieder zu.

Wenn Ihr Kind noch nicht alleine trinken kann, bekommt es über die Nase eine Ernährungssonde in den Magen gelegt. Die gewünschte Gewichtszunahme wird am Anfang nicht alleine durch die Nahrungsaufnahme erreicht. Daher wird eine ergänzende Menge an Nährlösungen, als Infusion direkt in die Blutbahn verabreicht.


Ausscheidung

Frühgeborene besitzen noch keine ausreichend entwickelte Darm- und Bauchdeckenmuskulatur, die sie zum Pressen bei der Stuhlentleerung benötigen. Der Bauch wirkt zu beiden Seiten ausladend und man erkennt praktisch jede einzelne stärker geblähte Darmschlinge. Wir versuchen mit vorsichtigen Bauchmassagen den Stuhlgang zu unterstützen oder verabreichen auch kleine Darmspülungen.


Blutarmut und Transfusion

Mit der Zeit verlieren die Frühgeborenen ihre rosige Hautfarbe. Ihr Körper beginnt erst langsam selbst ausreichend Blutkörperchen zu bilden. Da diese Produktion noch nicht ausreicht, werden die Kinder immer blasser. Unterschreiten die Blutwerte eine bestimmte Grenze, kann eine Transfusion nötig werden.


Infektionen und antibiotische Therapie

Frühgeborene sind abwehrschwach und benötige daher zur Vermeidung bzw. Behandlung von Infektionen häufig eine Antibiotikatherapie.

 

Die Pflege eines Frühgeborenen

 

Die Überwachungsgeräte

Die Geräte, die an ihr Kind angeschlossen sind, wirken bisweilen erschreckend und bedrohlich. Diese Apparate ermöglichen uns eine bessere und schonendere Überwachung der Vitalfunktionen. Die Monitore zeigen uns Herzschlagfolge, Atmung und Sauerstoffsättigung an. Diese Werte werden von Sensoren über die Haut ermittelt, um den Kindern keine unnötigen Schmerzen zu bereiten.

In manchen Fällen wird zusätzlich der Blutdruck oder Kohlendioxidgehalt im Blut ermittelt. Die wichtigste Überwachung ist jedoch die Beobachtung der Kinder. Durch eine Veränderung der Hautfarbe und des Verhaltens des Babys kann frühzeitig eine beginnende Erkrankung erkannt, und rasch die Therapie eingeleitet werden.


Sanfte Pflege

Frühgeborene benötigen viel Ruhe. Sie kommen aus der sehr reizarmen Umgebung der Gebärmutter. Je unreifer das Kind ist, umso unangenehmer empfindet es Berührungen und Pflegemaßnahmen. Jegliche Handlungen bedeuten Stress. Dem versuchen wir uns anzupassen und vermeiden bei jedem Kind unnötige Prozeduren, belasten es nur so weit wie es dies erträgt.

Es kommt schnell zur Überstimulation mit Reizen, die die kleinen Patienten nicht verarbeiten können. Frühgeborene können sich verbal nicht äußern, sondern nur durch Mimik, Gestik, Weinen und Grimassieren. Wenn das Kind durch Berührungen nicht mehr belastet wird, sondern Streicheln als angenehm empfindet, fördern wir nach und nach den Eltern-Kind-Kontakt, bis hin zum Känguruhing. Die akustische Wahrnehmung besteht bereits im Mutterleib. Besonders die Stimme der Eltern und gewohnte Geräusche werden von den Kindern wieder erkannt und wirken beruhigend.

Wir begegnen diesen kleinen Menschen mit Liebe, Anerkennung und Wertschätzung. Bei jeder Pflegehandlung vermitteln wir ihnen die Botschaft "ich bin jetzt nur für dich da" und schaffen so Vertrauen.


Känguruhing

Dieser Begriff bezeichnet den Haut-zu-Haut-Kontakt zwischen dem Frühgeborenen und seinen Eltern. Dabei wird das Baby auf den unbekleideten Körper der Mutter oder des Vaters gelegt. Beide ruhen entspannt in einem Liegestuhl. Dies fördert das allgemeine Wohlbefinden des Kindes und die Eltern-Kind-Beziehung.