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27.09.2022 Klinikum Worms: Künstliche Intelligenz in der Endoskopie

Virtueller Zweituntersucher bietet zusätzliche Sicherheit bei Darmspiegelungen

Worms, 27. September 2022 – In der Endoskopieabteilung des Wormser Klinikums kommt seit kurzem eine neue künstliche Intelligenz zum Einsatz. Das intelligente Modell dient dem Untersucher während einer Darmspiegelung als zusätzliches Hilfsmittel, um auffällige Gewebeveränderungen sicher und präzise zu erkennen.

Prof. Dr. Tim Zimmermann, der Chefarzt der Medizinischen Klinik II am Wormser Klinikum ist, erklärt, wie das neue System funktioniert, über das derzeit nur wenige Krankenhäuser in Rheinland-Pfalz verfügen: „Bei einer Darmspiegelung, im Fachjargon ‚Koloskopie genannt‘, betrachtet der Arzt mit einem speziellen hochauflösenden Endoskop das Innere des Darms und sucht die Darmschleimhaut nach auffälligen Veränderungen und Polypen ab. Parallel detektiert das intelligente Modul Unregelmäßigkeiten in den Bildpixeln, die für das menschliche Auge häufig kaum sichtbar sind. Sobald es eine Schleimhautauffälligkeit im digitalen Bild entdeckt, hebt es diese auf dem Monitor des Untersuchers durch einen grünen Kasten hervor und macht die Veränderung somit für das menschliche Auge einfacher sichtbar.“

Der Untersucher profitiert gleich in doppelter Hinsicht von dem neuen System, wie Prof. Zimmermann erklärt: „Für den erfahrenen Diagnostiker bietet das System eine zusätzliche Sicherheit. Man könnte auch sagen, es fungiert quasi als virtuelles und aufmerksames zusätzliches Augenpaar beim Erkennen von Veränderungen oder Anomalien. Jüngeren Kollegen hilft die künstliche Intelligenz dabei deutlich früher auf ein Expertenniveau zu kommen, da das System auch kleinste Veränderungen und Polypen zuverlässig entdeckt und den Arzt bei der Detektion potenzieller bösartiger Veränderungen dadurch bestmöglich unterstützt.“

Das rund 40.000 Euro teure Modul ist zum Großteil durch Spendengelder finanziert worden.

Modernste endoskopische Verfahren verhindern Darmkrebs und ersparen Operationen

Werden beginnende Tumore frühzeitig erkannt, können diese – ebenso wie komplizierte Polypen – mittlerweile auch endoskopisch entfernt werden. „Mit der sogenannten ‚endoskopischen Submukosadissektion (ESD)‘ und der ‚endoskopischen Vollwandresektion‘ existieren zwei moderne Verfahren, mit denen wir bestimmten Patienten im frühen Krankheitsstadium eine Operation ersparen können“, berichtet der Chefarzt. „Bei der ESD wird die Schleimhaut, welche das erkrankte Gewebe trägt, zunächst mit Flüssigkeit oder einem Gel unterspritzt und danach wird sie im Gesunden mit etwas Sicherheitsabstand zum Tumorgewebe mit einem endoskopischen Messer von innen aus der Darmwand herausgeschnitten ohne dass tiefere Schichten der Darmwand durchtrennt werden. Ist dies nicht möglich, da das erkrankte Gewebe bereits mit tieferen Schleimhautschichten verwachsen ist, kann der Tumor von innen mit einer endoskopischen Vollwandresektion entfernt werden. Dabei wird zunächst die zu entfernende Stelle im Rahmen einer Darmspiegelung markiert und danach mit einer Zange in eine spezielle Kappe, welche dem Endoskop aufsitzt, hineinmobilisiert.“

Das veränderte Gewebe in der Kappe wird anschließend mit einer elektronischen Schlinge abgetragen, nachdem die Darmwand unterhalb der Schlinge im gesunden Gewebe mit einem Clip – ähnlich einer Naht – verschlossen wurde. Somit kann mit beiden Verfahren das kranke Magen-Darmgewebe komplett mit dem Endoskop im Gesunden entfernt und anschließend durch die Pathologie beurteilt werden. Diese endoskopische Behandlung erfolgt stationär im Krankenhaus. Üblicherweise müssen die Patienten anschließend aber nur ein bis zwei Tage zur Überwachung in der Klinik bleiben.

 

Über uns:

Das Klinikum Worms ist ein Krankenhaus der Schwerpunktversorgung mit 696 Betten, verteilt auf 12 Hauptfachabteilungen und Fachbereiche sowie eine Belegabteilung. Aktuell kümmern sich über 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um jährlich rund 30.000 stationär und über 40.000 ambulant behandelte Patientinnen und Patienten. Das Klinikum Worms gehört damit zu den fünf größten Krankenhäusern in Rheinland-Pfalz.

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