24.05.2022 Klinikum Worms: Neues Verfahren bei Brustkrebs
Brustzentrum am Klinikum Worms setzt neue Standards zur Erkennung von Wächter-Lymphknoten
Worms, 24. Mai 2022 – Am 28. Mai ist der internationale Tag der Frauengesundheit. Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Die Behandlungsmöglichkeiten bei Brustkrebs haben sich in den vergangenen Jahren enorm weiterentwickelt. Hierzu gehört unter anderem ein neues System zur Erkennung von Wächter-Lymphknoten, das im zertifizierten Brustzentrum des Klinikums Worms zum Einsatz kommt.
„Zu der operativen Therapie bei Brustkrebs gehört neben der Tumorentfernung in der Regel auch ein Eingriff in der Achselhöhle, um einen möglichen Befall vom Lymphknoten nicht zu übersehen“, erklärt Prof. Dr. Thomas Hitschold, der Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe ist. „Während noch vor 15 Jahren alle Lymphknoten der Achselhöhle ausgeräumt und damit schwere Komplikationen wie ein Lymphödem in Kauf genommen werden mussten, hat sich in den letzten Jahren die Entnahme des Wächter-Lymphknotens (Sentinel) als viel weniger komplikationsbehaftetes Erfahren etabliert. Dazu muss man eine radioaktive Substanz in das Brustgewebe einspritzen, die sich dann in den Lymphbahnen und schließlich im untersten Lymphknoten der Achsel anreichert.“
Mit einer Handsonde kann dann am Folgetag bei der Operation die Radioaktivität in der Achselhöhle festgestellt und an dieser Stelle der Wächterlymphknoten entnommen werden. Alle anderen Lymphknoten können in der Achselhöhle belassen werden. „Die Lymphknoten sind nämlich quasi wie eine Kette aufgereiht, die radioaktive Substanz (Tracer) findet in dieser zusammengeknäulten Kette den ersten Lymphknoten. Wenn dieser ohne Tumorzellnachweis ist, sind die nachgeschalteten Lymphknoten auch frei“, ergänzt Oberärztin und Leiterin des Brustzentrums Dr. Antje Nixdorf. „Das ist für die Festlegung der medikamentösen Nachbehandlung und für die Berechnung des Bestrahlungsfeldes wichtig. Karzinome mit Lymphknotenbefall benötigen eine andere Behandlung als solche ohne Lymphknotenbefall. Dieses Verfahren erfordert allerdings meistens ein zweizeitiges Vorgehen, indem am Vortag der Operation die Injektion erfolgt. Das bedeutet einen zusätzlichen Zeit- und Organisationsaufwand. Zudem handelt es sich um ein strahlengebundenes Verfahren.“
Das Brustzentrum am Klinikum Worms hat ein neues Verfahren zur Detektion des Wächter-Lymphknotens eingeführt, welches nicht mit Radioaktivität, sondern mit Magnetismus arbeitet. Auch hier wird eine Substanz in die Brust eingespritzt, was aber bereits bis zu 30 Tage vor der Operation stattfinden kann, etwa beim Therapie-Planungsgespräch. Es ist kein Extratermin für die Injektion und Markierung erforderlich. Zudem ist das Verfahren nicht radioaktiv. „Das sind zwei entscheidende Vorteile für die Patientinnen,“ wie Dr. Nixdorf erläutert: „Die Sentinel-Lymphknoten-Biopsie ist damit völlig unabhängig von der Nuklearmedizin. Der Magnetismus kann mit einer Handsonde während der Operation festgestellt werden, zusätzlich verfärbt sich der Sentinel-Lymphknoten auch bräunlich, was sein Auffinden im axillären Fettgewebe erleichtert. Das wiederum spart Zeit und erlaubt eine Operationstechnik, die weniger Gewebeverletzungen und damit weniger Narben produziert, was einen weiteren Vorteil für die Frauen darstellt.“
Mehrere klinische Studien belegen die übereinstimmende Markierungsqualität im Vergleich zum radioaktiven Verfahren und Detektionsraten von über 97 Prozent. Das neue Verfahren mit dem paramagnetischen Tracer erlaubt eine hohe onkologische Sicherheit und ermöglicht gleichzeitig eine terminliche Flexibilität auch bei eventuell notwendigen OP-Verschiebungen. Damit steht ein Verfahren zur Verfügung, welches die Belastungen für die Patientinnen weiter gegenüber der bisherigen Vorgehensweise reduziert und damit zur raschen Gesundung beiträgt. Dr. Antje Nixdorf und Prof. Dr. Thomas Hitschold sind überzeugt von dem neuen Verfahren, das in dieser Region bislang noch nicht angeboten wurde. Es stellt den neuen Standard im Wormser Brustzentrum dar, das damit auf dem klinisch und wissenschaftlich neuesten operativen Stand ist.
Über uns:
Das Klinikum Worms ist ein Krankenhaus der Schwerpunktversorgung mit 696 Betten, verteilt auf 12 Hauptfachabteilungen und Fachbereiche sowie eine Belegabteilung. Aktuell kümmern sich über 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um jährlich rund 30.000 stationär und über 40.000 ambulant behandelte Patientinnen und Patienten. Das Klinikum Worms gehört damit zu den fünf größten Krankenhäusern in Rheinland-Pfalz.