11.07.2024 Zwei Jahre Palliativstation am Klinikum
Team der Palliativstation betreute über 350 Patienten seit Gründung der Station
Worms, 11. Juli 2024 – Die Palliativstation im Wormser Klinikum gibt es 2024 seit genau zwei Jahren. Seitdem hat das Team rund um die ärztliche Leiterin Dr. Carolin Pioro dort mehr als 350 schwerstkranke Patienten liebevoll betreut und viele davon während der letzten Lebenstage begleitet.
„Auf unserer Palliativstation betreuen wir unheilbar kranke Patienten, um ihnen die körperlichen und oder psychischen Symptome, die bei solch schweren Krankheiten meist auftreten, bestmöglich zu lindern“, erklärt die Ärztin, der es wichtig ist, ihren Patienten einen geschützten Ort zu geben, an dem genug Raum für ein empathisches Miteinander aber auch ein offenes Ansprechen von Sorgen und Ängsten ist.
Palliativmedizin sei deshalb nie „0815“, sondern immer individuell angepasst an die Bedürfnisse und Rahmenbedingungen des Patienten und seines sozialen Netzwerks. „Unser Ziel ist es, jeden Menschen dort abzuholen, wo er steht, und ihn so anzunehmen, wie er ist. Viele Menschen“, so Dr. Pioro weiter, hätten gegenüber der Palliativstation nach wie vor Berührungsängste oder Vorbehalte. „Die Palliativmedizin ist keine ‚Sterbemedizin‘. In der Palliativmedizin geht es in erster Linie darum, die Lebensqualität von lebensbegrenzend erkrankten Patienten zu verbessern. Dazu gehört ihnen Schmerzen, Atemnot, Übelkeit oder Ängste zu nehmen.“ Palliativmedizin schließt deshalb auch eine Tumortherapie nicht grundsätzlich aus, sondern kann sie begleiten.
„Zu unseren Aufgaben gehört es auch, ein erreichbares Therapieziel zu besprechen und gemeinsam zu schauen, welche geeigneten Mittel es gibt, um dieses zu erreichen“, erklärt Dr. Pioro. Hierfür arbeitet das Team der Palliativstation eng mit Kollegen aus anderen Fachbereichen des Klinikums zusammen. Auch auf der Palliativstation selbst arbeiten mehrere Berufsgruppen Hand in Hand. „Unsere Physiotherapeuten, Psychologen oder die Kollegen aus dem Sozialdienst sind ebenso eng eingebunden, wie Seelsorger und andere therapeutische Professionen oder ehrenamtlich Mitarbeitende vom ambulanten ökumenischen Hospizdienst“, so die Ärztin weiter.
Die Palliativstation bietet eine Vielzahl von Betreuungsmöglichkeiten, darunter Einzel- und Doppelzimmer für die Patienten sowie die Möglichkeit der Unterbringung von Angehörigen. Das Team steht den Patienten rund um die Uhr zur Verfügung, mit werktäglichen Visiten und der 24-stündigen Rufbereitschaft eines Palliativmediziners.
„Wir legen großen Wert auf die Einbindung der Angehörigen in den Betreuungsprozess", sagt die Palliativmedizinerin. „Angehörige sind herzlich eingeladen, an den Visiten teilzunehmen. Außerdem gibt es auf der Palliativstation keine festen Besuchszeiten und auch separate Gespräche mit uns sind nach Absprache immer möglich. Auf Wunsch gibt es für Angehörige auch die Möglichkeit für psychologische Gespräche.“
In einigen Fällen ist es möglich, die Patienten zurück in ihr häusliches Umfeld zu entlassen. „Dann kümmert sich unser Sozialdienst gemeinsam mit den Angehörigen um alles, was für die Rückkehr nach Hause organisiert werden muss“, berichtet Dr. Pioro. Wenn ein Aufenthalt im bisherigen Umfeld nicht mehr möglich ist, berät und unterstützt das Palliativteam über alternative Möglichkeiten. Dafür arbeitet das Klinikum sehr eng mit den umliegenden Hospizen, Hospizdiensten, den SAPV-Teams – das bedeutet spezialisierte ambulante Palliativversorgung – und anderen Versorgern zusammen.
Immer wieder verbringen Patienten aber auch die letzten Tage ihres Lebens auf der Palliativstation. „Dann begleiten wir unsere Patienten liebevoll auf ihrer letzten Reise. Uns ist es wichtig, dass sich unsere Patienten würdevoll, möglichst beschwerdearm und unter Berücksichtigung ihrer ganz persönlichen Wünsche von dieser Welt verabschieden können“, berichtet Dr. Pioro.
Auf der Palliativstation ist deshalb vieles möglich: „Sofern wir es realisieren können, erfüllen wir auch die letzten Wünsche der Patienten. Manchmal,“ erinnert sich die Ärztin, ginge es darum, einen geliebten Menschen noch einmal wiederzusehen oder etwas noch Unerledigtes zu erledigen. Auch ansonsten existieren auf der Palliativstation einige „Extras“. So wurde im Mai ein spendenfinanziertes WLAN etabliert, ebenfalls stehen Nachttische mit Kühlschränken oder eine musiktherapeutische Begleitung zur Verfügung. Zukünftige Projekte sind eine tiergestützte Therapie und ein Vis-a-Vis-Krankenhausbett.
Neben der Betreuung ihrer Patienten auf der Palliativstation übernimmt das Palliativteam zudem einen konsiliarischen Palliativdienst. „Das bedeutet, dass uns die Kollegen aus den anderen Stationen kontaktieren können. In enger Absprache mit den betreuenden Ärzten und Pflegekräften machen wir beispielsweise Vorschläge zur Optimierung der medikamentösen Therapie oder führen Gespräche mit den Patienten oder ihren Angehörigen“, sagt die Medizinerin. Auch hier geht es ihr und ihren Kollegen immer um eines: „Den Menschen und seine ganz persönlichen Bedürfnisse.“
Wie wichtig die Arbeit des Palliativteams ist, zeigt unter anderem ein Blick auf die Zahl der versorgten Patienten: 2022 wurden 194 Patienten konsiliarisch im Palliativdienst in den anderen Klinikabteilungen liebevoll betreut. Im Jahr 2023 sind es bereits 246 Patienten gewesen. Für das laufende Jahr 2024 geht Dr. Carolin Pioro von mehr als 500 Patienten aus.
Palliativmedizin – der Mensch im Fokus
Palliativmedizin ist ein medizinischer Bereich, der sich mit der Behandlung und Betreuung von Patienten mit schweren und fortgeschrittenen Krankheiten beschäftigt, in der Regel solchen, die nicht mehr geheilt werden können. Das Hauptziel der Palliativmedizin besteht darin, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern, Symptome zu lindern und Leiden zu minimieren.
Im Gegensatz zur kurativen Medizin, die darauf abzielt, Krankheiten zu heilen oder zu behandeln, konzentriert sich die Palliativmedizin auf die ganzheitliche Versorgung des Patienten, unabhängig vom Stadium der Erkrankung. Sie betrachtet den Menschen als Ganzes – körperlich, psychisch, sozial und spirituell – und berücksichtigt die individuellen Bedürfnisse und Wünsche des Patienten sowie seiner Familie.
Die Palliativmedizin umfasst die Behandlung von Symptomen wie Schmerzen, Übelkeit, Atemnot, Müdigkeit, Angst und Depression. Sie bietet auch emotionale Unterstützung für Patienten und ihre Familien, hilft bei der Entscheidungsfindung über medizinische Optionen und begleitet Patienten auf ihrem individuellen Weg.
Über uns:
Das Klinikum Worms ist ein Krankenhaus der Schwerpunktversorgung mit 696 Betten, verteilt auf 12 Hauptfachabteilungen sowie eine Belegabteilung. Aktuell kümmern sich über 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um jährlich rund 30.000 stationär und über 40.000 ambulant behandelte Patientinnen und Patienten. Das Klinikum Worms gehört damit zu den fünf größten Krankenhäusern in Rheinland-Pfalz.